Der Erste Weltkrieg warf durch seine Südfront in den Dolomitenbergen das Problem des Nachschubs auf. So wurden an verschiedenen Stellen Bahnlinien im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden gestampft. Eine dieser Linien führte auch durch Gröden.
Von Klausen (539 m.ü.H.) führte die Schmalspurbahn nach Plan (1607 m.ü.H.), von wo ein sehr umfangreiches Seilbahnnetz über Grödner- und Sellajoch zu den Kampfstellungen an der Front führte. Zwischen September 1915 und Februar 1916 arbeiteten 6.000 russische Kriegsgefangene an dieser Trasse, die nach dem Krieg zu einer wirtschaftlichen sehr wichtigen Verkehrsader zwischen Gröden und der „Außenwelt“ wurde: Lebensmittel, Viehfutter, Baumaterialien rollten ins Tal, auf der Rückfahrt war der Zug mit Erzeugnissen der Grödner Holzschnitzerei beladen.
Nach und nach jedoch verdrängte das Auto die alte schnaubende langsame Dampflokomotive. Am 28. Mai 1960 wurde der Betrieb der Grödner Bahn eingestellt. Die letzte Lokomotive ist heutzutage am Col da Brida in St. Ulrich zu bewundern. Aus der alten Bahntrasse wurde ein beliebter Wanderweg von St. Ulrich nach Wolkenstein.
Textquelle: Mussner, Rudolf (2010), Nosta Sëlva - Wolkenstein in Gröden, 1. Auflage, Wolkenstein in Gröden